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KPJ – und ewig grüßt die Unentschiedenheit !

KPJ – und ewig grüßt die Unentschiedenheit !
Das Medizinstudium wird wieder modifiziert – man ist drauf gekommen, dass zukünftige Ärztinnen und Ärzte mit kranken Menschen arbeiten werden und so sollen die Studierenden im letzten Studienjahr auch das lernen. In diesem Sinne wurde das  „Klinisch praktische Jahr„ ersonnen, leider ohne Gedanken daran zu verschwenden, wie entsprechende  Ressourcen sowohl personell als auch finanziell dafür lukriert werden.
Die Allgemeinmedizin wollte man nicht wirklich dabei haben – sonst wäre das Konzept zum Wahlfach Allgemeinmedizin schon viel früher mit Aufmerksamkeit bedacht worden. Dank der Hartnäckigkeit von Herrn Prof. Dr. Maier, der Allgemeinmedizin in diesem KPJ einen Platz zu reservieren, können die Studierenden dieses Fach jetzt als Wahlfach im KPJ belegen.
Die Studierenden können die 8 Wochen Wahlfach Allgemeinmedizin in 4 Wochen Stadtarztpraxis und 4 Wochen Landarztpraxis aufteilen.
Das klingt soweit vernünftig und dem Interesse, die Allgemeinmedizin zu fördern, realistisch.
Aber ! Die Finanzierung des KPJ wurde nie überlegt, und so geht die Curriculumsdirektion davon aus, dass sowohl die beteiligten Krankenhäuser als auch die Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmediziner zum Nulltarif unterrichten werden !
Jeder, der Lineelement studierende in seiner Ordination betreut hat, weiß, dass jeder Unterrichtstag mindestens eine Stunde Mehrarbeit bedeutet – und nun wird von uns erwartet, dass wir das mehrere Wochen machen, womöglich mehrere Studierende im Jahr.
Das Echo auf diese Erwartungshaltung „seid froh, dass ihr ein Wahlfach habt und arbeitet um euer Geld und eure Kraft„ war erwartungsgemäß nicht immer positiv. Dennoch gibt es noch Kolleginnen und Kollegen, die bereit sind der Med.Uni Wien kostenlos ihre Arbeitskraft für 1 Jahr zur Verfügung zu stellen. In Innsbruck und in Graz hat man längst erkannt, dass gute Arbeit bezahlt werden muss und macht es auch – Wien ist anders.
Auch ich habe zähneknirschend zugestimmt, dem ersten KPJ Jahr meine Arbeitskraft  zu schenken. Wir brauchen dringend junge Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmediziner, die in vielleicht veränderter Form unsere Arbeit weiterführen, aber die auf jeden Fall Basisversorgung und Langzeitbetreuung und Familienmedizin und psychosomatisch und fächerübergreifend und und und, also allgemeinmedizinisch arbeiten können. Und um das zu können müssen sie die Gelegenheit haben, die Art zu arbeiten kennen zu lernen.
Die Allgemeinmedizin wird zwar stets mit guten Worten bedacht, in Wirklichkeit ist sie sehr bald (in den nächsten 10 Jahren) vom Aussterben bedroht und in 20 Jahren wird man sie rückzüchten müssen. Vielleicht gelingt es uns noch einige junge Kolleginnen und Kollegen davon zu überzeugen, dass trotz widrigster Umstände dieser Beruf zum Wohle aller nicht aussterben darf.

Dr. Andree Wilhelm-Mitteräcker
Ärztin für Allgemeinmedizin
1110, Wien

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